Als ehemaliger Theaterregisseur hat der berühmteste
sizilianische Krimiautor Andrea Camilleri seinen neuen Roman
"Die sizilianische Oper" mehrschichtig angelegt. Das gehört zum
Fach.
Doch zunächst zum Plot. Am 10. Dezember 1874 brennt im
kleinen verschlafenen sizilianischen Städtchen Vigata das
Opernhaus. Kommissar Puglisi vermutet Brandstiftung, denn
dieser geplante kulturelle Höhepunkt war von Anfang an von
Schwierigkeiten begleitet.
Der neue Präfekt in Montelusa, der zu allem Unglück auch noch
aus der Toskana stammt, hat nicht mit dem Starrsinn der
Vigateser gerechnet. Er möchte am liebsten "das Wohlgefallen
an einer Oper polizeilich verordnen." Doch sein gut gemeinter
Einsatz für die Kunst scheitert schmählich. Die Oper mit dem
nicht unbedingt rasend interessanten Titel "Der Bierbrauer von
Preston" wird vom Publikum ab der ersten Szene boykottiert und
ins Lächerliche gezogen. Die Handlung auf der Bühne wird laut
und sehr unfachmännisch aus dem Zuschauerraum
kommentiert, die Sänger als "Erzlangweiler" beschimpft. Wobei
niemand die Oper als solche auch nur einen Deut schert. Doch
keiner in Vigata lässt sich aus Montelusa irgendetwas
vorschreiben. Schon gar nicht Musik.
Camilleri hat sich für den Leser einige nette Spielereien einfallen
lassen. So beginnt jedes Kapitel und jeweils der erste Satz mit
einer Überschrift aus bekannten Romanen. Auch die Reihenfolge
der Abschnitte lässt mehr als nur eine mögliche Lesart zu. Jeder
kann sich die Ereignisse um den Brand des Opernhauses selbst
zusammenstellen, denn die Kapitel sind in sich abgeschlossen.
Das ganze Geschehen komponiert Camilleri als eine Oper in der
Oper, zum Beispiel die vielfältigen Intrigen, die eingefädelt
werden, um die Aufführung zu verhindern.
Der Erzählstil ist, wie von Camilleri gewohnt, deftig und prall. Das
sizilianische Leben eben. Hier nimmt keiner ein Blatt vor den
Mund, und wenn es darum geht, Klartext zu reden, dann
bestehen die Sizilianer darauf, lateinisch zu sprechen. Das muss
man einfach wissen. Und wenn sie im Unklaren bleiben wollen?
Dann weichen sie aufs Sizilianische aus, logisch, oder?
|