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Der Hund aus terracotta

Er ist ein ausgesprochener Genießer sizilianischer Küche und bekommt Herzklopfen, wenn er den Kühlschrank aufmacht. Er will im Job auf keinen Fall befördert werden, hat eher auf Pressekonferenzen Hemmungen als bei schönen Frauen, kämpft als "einsamer Wolf", schlägt sich schon mal eine Nacht um die Ohren. Mit einem Paukenschlag -- der Festnahme eines mehrfachen Mörders -- beginnt Commissario Montalbanos zweiter Fall. Aber was bei anderen Krimis schon fast das Ende wäre, ist hier der Auftakt zu einer feingesponnenen, liebevoll, fast zärtlich erzählten und überdies mystisch angehauchten Geschichte.

Im harten Ermittlungsgeschäft zwischen sizilianischer Mafia, dunklen Waffengeschäften und Mord entdeckt Montalbano in einer Grotte die Skelette einer Frau und eines Mannes, bewacht von einem Hund aus Terrakotta. Ganz eindeutig ein Liebespaar, das allerdings viele Rätsel aufgibt und ins Sizilien der 40er Jahre führt, Kriegsende, Nachkriegszeit. Und hier, auf dem die kriminalistischen, Spuren sichernden Weg in die Vergangenheit, wird die Spannung zum Virus und steckt von Seite zu Seite mehr an.

Andrea Camilleri, Bestseller-Autor aus Sizilien, entfaltet sein Erzähltalent nur zögernd, aber was stellenweise ein wenig spröde beginnt, nimmt dann um so schneller und intensiver gefangen: die rekonstruierte Geschichte zweier Menschen, eingebettet in eine überzeugende, atmosphärisch dichte Schilderung von Raum und Zeit.

Der Commissario und sein Autor, oder ist es vielleicht umgekehrt? Einerlei: Sizilien, die gute Küche und vertrackte Fälle lieben beide. Ein Team mit schlitzohriger Spitzfindigkeit und mediterranem Charme, das die Zutaten für spannende Unterhaltung genausogut kennt wie die Menüfolge eines guten sizilianischen Essens.
Wenn sich Commissario Montalbano bisher auf etwas verlassen konnte, dann war es die Mafia. Diese hat - durch und durch sizilianisch wie er selbst - wenigstens ihre Prinipien. Das denkt der Commissario zumindest, bis er sich mit dem aufsehenerregenden Mord an dem landesweit gesuchten Verbrecher Tano u Grecu beschäftigt.
Daß es sich hier nicht um eine gewöhnliche Tat der Mafia handelt, wird Commissario Montalbano im dem Moment klar, als er bei seinen Nachforschungen durch Zufall auf ein weiteres, fünfzig Jahre zurückliegendes Verbrechen stößt. In einer Höhle entdeckt er - scheinbar kultartig inszeniert - die skelettierten Leichen eines Mannes und einer Frau in inniger Umarmung, bewacht von einem lebensgroßen Schäferhund aus Terracotta . . .
Es ist ein mysteriöses Rätsel der Vergangenheit, zu dessen Lösung Andrea Camillieri seinen Commassirio auf eine Reise in das Sizilien der Nachkriegszeit schickt, ausgestattet mit dem typisch sizilianischen Humor. Zwar handelt es sich um einen Humor voller Skepsis, doch er hilft dabei, in einer Welt zu überleben, die - auch wenn sie eine erfundene Welt ist - sich nicht allzusehr von der Wirklichkeit unterscheidet.





Last modified Saturday, July, 16, 2011